Dienstag, 14. November 2006

Verwöhnte Göre oder darf man heute noch so denken?

Ich habe heute die Erfahrung gemacht, dass Geld einen ganz unterschiedlichen Wert haben kann, es kommt nur darauf an, wofür man es bekommt.
Natürlich ist die Freude, wenn man einen Zuschuss bekommt, erst einmal die gleiche, weil man einfach nur den bloßen Wert des Geldes betrachtet und auf die ganz materiell eingestellte Weise überlegt, was man sich damit alles kaufen kann. Es gibt so vieles, was immer angeschafft werden kann. Sei das ein Kleidungsstück, eine Platte, ein Buch oder einfach nur Zigaretten. Es ist nicht schwer, bei der Reizüberflutung in den Geschäften ein Objekt der Begierde zu finden. Seit ich alleine wohne, merke ich richtig, was alles Geld kostet. Natürlich war ich vor meinem Auszug nicht komplett naiv, aber es ist einfach ein beschissenes Gefühl für so etwas wie Telefonieren und Strom Geld zu zahlen, wobei man doch das Gekaufte nicht visualisieren kann (zumindest das Telefonieren nicht, Licht sieht man ja schon irgendwie).
Aus diesem Grund habe ich mir ein halbes Jahr nach meinem Auszug einen Job besorgt. Ich wollte einfach immer flüssig sein und nicht am Ende des Monats zu Hause bleiben müssen, weil ich mir das Ausgehen nicht leisten kann. Am Anfang war es immer ein tolles Gefühl, wenn das Gehalt auf dem Konto eingegangen ist und ich habe angefangen, für eine Waschmaschine zu arbeiten, die ich mir letztlich auch gekauft habe. Mit der Zeit bin ich immer weniger gerne arbeiten gegangen. Es hat mich genervt, meine Wochenenden hinter einer Theke herumzuschlagen, aber ich dachte, dass ich mich nicht so anstellen sollte, schließlich mache ich das ja nicht umsonst. Ich war mit der Zeit aber immer unzufriedener. Ich habe gemerkt, dass ich außer einer kleinen (oder größeren) Finanzspritze einfach nichts mit nach Hause nehme. Ich hatte das Gefühl, mich in einem solchen Job nicht weiter entwickeln zu können, weil er nichts mit dem zu tun hat, was ich eigentlich mal machen möchte.
Vor zwei Wochen habe ich gekündigt und Ende dieses Monats habe ich meine letzte Schicht. Auch wenn ich am ersten Abend nur Freude über diese Entscheidung aufbringen konnte, fingen meine Zweifel bald wieder an. Immerhin habe ich dort gut verdient und im März kommt wieder der Studienbeitrag und dann eventuell eine Stromnachzahlung und die Miete für meine Wohnung wird mir auch weiterhin unerbittlich jeden Monat vom Konto abgezogen. Ich habe darüber nachgedacht, ob Selbstverwirklichung wirklich besser ist, als stumpfes Arbeiten, um sich seinen Unterhalt zahlen zu können. Vor allem, weil ich einen Nachtjob für mich in Zukunft eher ausschließe. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht zu verwöhnt sei. Aber diese Gedanken habe ich mir aus dem Kopf geschlagen. Verwöhnt wäre ich ja nur dann, wenn ich davon ausgehen könnte, dass die Differenz, die ich ohne Job nicht mehr habe, trotzdem auf meinem Konto eingehen würde und das tut sie ja nicht. Ich muss halt sparen. Kippen drehen vielleicht, statt die überteuerten Schachteln zu kaufen. Kleidung kaufe ich eh selten und wenn größere Zahlungen auf mich zukommen, dann weiß ich das ja vorher und kann dafür sparen.
So habe ich mir das zurecht gelegt und es ist in Ordnung. Ich muss mir halt was neues suchen, wenn ich gar nicht zurecht kommen sollte.
Als ich heute nach Hause kam, fand ich einen Brief in meinem Briefkasten. Er war von einer Zeitung, bei der ich im Sommer ein Praktikum gemacht habe und, genauer gesagt, es war eine Honorarabrechnung für einen Artikel, der nach der Beendigung des Praktikums veröffentlich wurde, als ich offiziell schon Freie Mitarbeiterin war. Nun ja, der Betrag ist nicht riesig und ich habe ihn in keiner Weise eingeplant, aber ich glaube, ich war noch nie mit einem Gehalt so zufrieden, wie mit diesem. Ich habe das Geld für etwas bekommen, was ich wirklich gerne mache. Was ich noch nicht einmal unbedingt bezahlt haben wollte, weil es so schon viel Spaß gemacht hat.
Das hat mich in meiner Auffassung, ich sollte mir einen Job suchen, in dem ich mich selbst und meine Interessen wieder finde, auf jeden Fall sehr bestärkt. Was habe ich davon, wenn ich mir ohne schlechtes Gewissen ein paar Dinge mehr kaufen kann, wenn ich doch nicht zufrieden damit bin.
Ich glaube, diese Zeilen sollte ich in Anbetracht von Massenarbeitslosigkeit und Hartz IV nicht veröffentlichen. Ich weiß es nicht. Könnte man mich dafür hassen, dass ich die Möglichkeit habe, mir auszusuchen, was ich tun will?
Cony (Gast) - 15. Nov, 19:20

Selbstverwirklichung - aber wo?

Der Idealfall ist nunmal, beim Arbeiten zu verdienen und dabei noch Spaß zu haben. Wenn eine schöne Arbeit dann weniger Geld einbringt als es eine nervige Arbeit tun würde, nimmt man das gerne in Kauf, glaube ich.
Andererseits kann es auch gut sein, dass Arbeit nicht in den Bereich Selbstverwirklichung fällt, sondern vielmehr Mittel darstellt, um sich anderweitig zu entwickeln.
Bierzapfen für 3 Platten mehr im Monat? Toll. Warum bin ich eigentlich keine Thekenkraft?

Mutter der Kompanie (Gast) - 20. Nov, 14:13

Geld allein macht nicht glücklich. Das ist eine Tatsache. Doch ohne Geld fällt es wesentlich schwerer, glücklich zu sein. Daher ist meine Devise "das eine will man, das andere muss man". Doch nicht um jeden Preis. Ich kann gut verstehen, dass Du den leidigen Job aufgegeben hast und freue mich, dass Du eine neue Perspektive als "Freie" bei einer Tageszeitung siehst. Häng' Dich dran, dann kannst Du das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. So long. Ma

Ma (Gast) - 17. Jan, 11:03

Hallo, wir schreiben heute den 17. Januar 2007. Ist Dein Kalender etwa letztes Jahr im November stehen geblieben? Sehne mich nach neuen geistreichen Ergüssen auf dieser Seite. Wäre schön. Ma

Wer?

Da ich leider noch nie fähig war, mir ein Profil zu erstellen, mit dem ich einem fremden Menschen verständlich machen kann, was ich für ein Mensch bin, fällt das auch hier weg. Allerdings musste ich hier irgendwas reinschreiben, das ist so vorgegeben. Na gut: Studentin (Geschichte, Germanistik), wohnhaft in Münster. Alles weitere kann man vielleicht aus den nebenstehenden Texten erschließen.

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